Das Schloss Enzesfeld und sein Golfplatz haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Auch Wallis Simpson und der abgedankte englische König Edward VIII. waren im Schloss zu Gast.
Fast 85 Jahre vor Harry und Meghan sorgte schon ein anderes Paar für einen Skandal bei den Windsors und für weltweite Schlagzeilen: König Edward VIII. löste 1936 mit seinem Wunsch, die zweifach geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten, eine Verfassungskrise im Königreich aus.
Das royale Paar musste England verlassen – schuld war: Wallis Simpson. Spionage, Spielsucht, Dreiecksbeziehungen, Drogen, Abtreibungen, Nähe zu faschistischen Systemen, Nymphomanie ... Es gab nur wenige Schmähungen, welche die Stilikone in ihrem fast 90-jährigen Leben nicht zu hören bekam. In dem Buch von Michaela Lindinger „Wallis Simpson“ wird auch der Aufenthalt von Wallis und Edward VIII. in Enzesfeld geschildert – Kitty Rothschild, eine Freundin von Wallis Simpson, gewährte dem Paar 1936, ein Jahr, nachdem Edward als König abgedankt hatte, in Schloss Enzesfeld Quartier. Die Geschichte des Schlosses ist untrennbar mit der Familie Rothschild verbunden.
1880 erwarb Nathaniel Freiherr von Rothschild das Schloss und die Glanzzeit des herrschaftlichen Gebäudes brach an. Unter ihm und seinem Neffen Eugen, in dessen Besitz sich das Schloss von 1911 bis 1963 befand, wurde es ausgebaut und die Räume mit zum Teil wertvollem Mobiliar ausgestattet.
Die Familie Rothschild legte auch den Grundstein für den Golfplatz in Enzesfeld. Der Hauptgrund dafür war, dass Eugen Rothschilds Gattin „pretty Kitty“, eine gebürtige Amerikanerin und begeisterte Golferin, ihrem Hobby nachgehen konnte. Anfangs hatte der Platz nur drei oder vier Löcher, wurde aber später auf neun Loch ausgebaut. Der Aufenthalt des abgedankten Königs Edward VIII. auf Schloss Enzesfeld dauerte vier Monate. Erst kam Edward in Enzesfeld an, dann folgte ihm seine Geliebte Wallis Simpson. Das noch unverheiratete Paar verbrachte auch den Jahreswechsel 1936/37 auf Schloss Enzesfeld.
Das Paar war zu diesem Zeitpunkt noch nicht verheiratet, unternahm aber einen Ausflug in das Stift Heiligenkreuz. Auch Wallis liebte Golf, trotz der unwirtlichen Jahreszeit spielten Wallis und Edward mit den Rothschilds und Franz Ströll, dem Hausgolflehrer, viele Runden. Edward dürfte die Geduld seiner Gastgeber durchaus strapaziert haben – musste doch der Ex-Monarch plötzlich und unvorbereitet ohne seinen gewohnten Hofstaat mit der hilfreichen Dienerschaft auskommen. Wallis schlüpfte in viele Rollen, um Edward seinen Aufenthalt angenehmer zu machen.
Doch die Vorzeichen waren denkbar schlecht: Ob reich oder adelig oder beides – das spielte keine Rolle, wenn man jüdisch war. Auch die Rothschilds bekamen die Auswirkungen der Zeit des Nationalsozialismus hautnah zu spüren. Die Familie wurde enteignet und verlor das Anwesen, das von 1938 bis 1945 von Truppenteilen der Wehrmacht und der SS genutzt wurde und emigrierte in die USA. Der Golfplatz verwilderte und verfiel in einen Dornröschenschlaf. Es war der Unternehmer, Playboy und Jet-Setter Baron Hubert Pantz, der auf den historischen Gründen des alten Rothschild Schlosses ab dem Jahr 1964 wieder einen Golfplatz errichtete. Damit verwirklichte sich Pantz einen weiteren seiner Träume, nachdem er in den 1930er-Jahren auf Schloss Mittersill einen exklusiven Gesellschaftsklub eingerichtet und in den 1940er-Jahren in den USA sein eigenes Skiresort aufgebaut hatte.
Das erste Mal hatte Pantz Schloss Enzesfeld bereits 1937 auf Einladung der Hausherrin Kitty Rothschild und zu Ehren des damaligen hohen Gastes, des frisch abgedankten englischen Königs Edward VIII. betreten. Damals hatte er sich wohl noch nicht gedacht, dass er gut dreißig Jahre (1964) später dieses Schloss besitzen würde. 1966 war der abgedankte King Edward wieder in Enzesfeld, und zwar wieder in seiner Rolle als Gast – doch Baron Pantz war in der Zwischenzeit vom Gast zum Gastgeber geworden. Zwar war der Rotschild'sche Privatgolfplatz während des zweiten Weltkriegs und der sowjetischen Besatzungszeit verwildert und vergessen.
Der Jet-Setter, der den Golfplatz wach küsste
Doch halt – nicht vergessen hatte ihn allerdings Hubert Pantz – 1964 kaufte er den Enzesfelder Besitz von Baron Rothschild und verwirklichte seine Idee, die er bereits bei seinem ersten Besuch in Enzesfeld hatte: Somit war es naheliegend, den ursprünglichen, kleinen verwilderten Privatgolfplatz zu einem 18-Loch Meisterschaftsplatz nach internationalen Standards ausbauen. Architekt war der britische Commander John D. Harris und Bauleiter der erste Headgreenkeeper Alfred Zagler.
Mit Berücksichtigung der Ära Rothschild ist Enzesfeld einer der ersten Golfplätze Österreichs. Ohne Berücksichtigung dieser Ära, ist Enzesfeld einer der sieben ältesten 18-Loch-Championship Golfplätze Österreichs. Elf Jahre nach der Eröffnung verkaufte Hubert Pantz – mangels gesicherter Wirtschaftlichkeit seines Wohn- und Freizeitobjektes den Golfplatz und den umgebenden Wald an Rudolf Czernin, Vater des heutigen Golfplatz-Grundeigentümers Karl-Eugen Czernin. Das Schloss ist heute im Besitz von Georg H. Schnura, einem international tätigem deutschen Wirtschaftsberater, der das Gebäude auch saniert hat.