Lindabrunner Blindenkreuz

Sonstige
Lindabrunner Blindenkreuz

Unser Blick schweift von oben nach unten: Unter dem schmalen Satteldach ein Täfelchen „INRI", darunter ein holzgeschnitzter Christus.

Dann folgt quer über den Stamm eine Tafel wie ein aufgeschlagenes Buch: In der Mitte Jesus, der an eine Tür klopft. Auf der vom Betrachter aus linken Seite steht in zweifarbiger, stellenweise ausgebesserter Schrift:

„Spruch nach Offb. Joh. 3,20. Sie, ich klopf an deiner Tür, suche dich, weil du verirrt, Meine Herde geht verlassen. den ich bin der gute Hirt. Um ein einzig irrend Schäflein laß ich meine Herde sein. Hab mich dürstend müd gewandert. Seele öffne, laß mich ein! Sie, ich klopf an deiner Tür! Kennst du meine Stimme nicht? O, daß du es doch erkenntest, was allein zum Frieden dient. Denn du weißt nicht Tag noch Stunde, zögerst und die Zeit verrinnt. Zwing den Hochmut heute nieder morgen ist's vielleicht zu spät.“

Rechts neben dem Bild geht der Text weiter:

„Wenn ob deines Herzens Härte leis die Gnade weitergeht. Bin, dein Gott, dir nachgegangen, Herz erwäg es doch bei dir. Sie, ich klopf an deiner Tür, höre mich und öffne mir! Noch komm ich als guter Hirte, der nicht Sünd und Gnade wägt, der dich treu mit starken Armen aus der Sünde heimwärts trägt. Wenn die Gnadenfrist verronnen, wenn der bittere Tod dich freit, komme ich als strenger Richter, einst in Macht und Herrlichkeit. Dann stehst du vor meiner Tür, zögerst still und klopfest an. Und dann wird gegeben werden. jedem, wie er mir getan!“

(Anm.: Der Bibeltext, auf dem diese Verse in der etwas eigenwilligen Rechtschreibung und Zeichensetzung beruhen, lautet: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“)

Darunter wurde ein kleines Holztäfelchen mit folgender Inschrift angebracht:

Erneuert im Februar 2007
von
Josef Appinger

Die nächste Tafel enthält die Überlieferung oder die Sage zur Errichtung des Kreuzes:

„Im Juli 1683 verfolgte eine türkische Streitschar die geängstigten Bewohner unserer Gegend bis zu dieser Stelle, wo der Feind, wie von Blindheit geschlagen, seine Opfer aus dem Auge verlor. Zur dankbaren Erinnerung an diese göttliche Hilfe wurde hier ein Denkzeichen errichtet das bis zum heutigen Tage Das Blindenkreuz genannt wird.“

(Anm.: Auf einer früheren Tafel waren Renovierungen vermerkt. So hieß es 1987: Rest. 1950, 1963, 1983, 1987. Auf einer späteren Tafel stand: Renov. 2000. Unterschiede finden sich im Text: „Streitschar/Streifschar“ und „Denkzeichen/Dankzeichen“. Richtig ist sicher „türkische Streifschar“ und Denkzeichen“ im Sinne von „Denkmal“.)

An den Stamm angebaut, befindet sich unterhalb dieser Tafel ein kleiner hölzerner „Bildstock“. Unter dem Satteldächlein ist ein Kreuz eingekerbt, die Nische enthält ein Medaillon der Muttergottes mit Kind. Vor der letzten Renovierung war die Nische nicht ganz ausgemalt und durch ein Gitter geschützt. Jetzt ist die Nische auffallend hell und offen.

Vom Betrachter aus links, neben dem Buchsbaum, befindet sich eine Konsole für Blumenschmuck. Unterhalb der Nische ist eine Laterne angebracht, darunter eine weitere Konsole für ein Blumenkisterl, und auf der blumenbesetzten Erhöhung vor dem Kreuz eine weitere Laterne. Rechts vom Betrachter steht eine Tafel mit der Aufschrift „Lindabrunner Blindenkreuz“, aufgestellt von Schülern und Schülerinnen der Volksschule St. Veit im Rahmen des Projekts „Alte Kreuze neu entdecken“ im Jahr 2003.

Wann das „Blindenkreuz" aufgestellt wurde, ist nicht bekannt. SCHABES nimmt an, dass es um 1685 erstmals errichtet wurde. 1880 heißt es bei RABL: „Ein verwitterter Holzstock auf der Höhe heisst Blindes Kreuz.“ Aber da liegen immerhin 200 Jahre dazwischen.

Nach SCHABES wurde es 1929 von vier Männern aus Aigen erneuert. Laut GEDENKBUCH B wurde es am 20. September 1936 im Rahmen eines Erntedankfestes von Msgr. Andreas Huber geweiht, der es auch in seine Aufzeichnungen aus dem Jahr 1944 aufgenommen hat.

Gedenktafel

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