In den vorhandenen Überlieferungen finden wir ein Türl-Leibchen, welches sich bis heute in unserem Ort als Frauentracht erhalten hat und bei festlichen Anlässen auch getragen wird. An dieser Stelle ist all jenen zu danken, die dieses schöne Leibchen, auf welches wir sehr stolz sein können, in unsere Zeit „herüber gerettet“ haben.
Beim Leibchen handelt es sich, wie von Helene Grünn im Buch „Volkstracht in NÖ“ beschrieben, um ein sogenanntes Türl-Leibchen, welches auch in anderen Gegenden vorgefunden wurde. Vorne gehaftelt, geschnürt oder gelegentlich auch geknöpft. Darüber kommt ein Brustlatz mit unterschiedlicher Zier, je nach Gegend. In einer Variante aus Wäschestoff wurde es von stillenden Müttern verwendet. Je nach Region war es deshalb nur Unterkleidung. Jedoch entwickelte sich in vielen anderen Gegenden eine Festtracht aus schwarzem Samt oder schwarzem Tuch.
Bei uns trägt das Leibchen die schöne dreizackige silberne Zier (Borte) und eine blaue Einfassung. Das älteste von mir vorgefundene Leibchen gehörte Frau Katharina Hackl, Mutter von Frau Minnerl Domaschko, welches aus Samt und mit Verschnürung verarbeitet wurde. Dadurch ist das Miederl sehr vorteilhaft, da es sich der Körperform anpasst.
Fotos sind wichtige Zeugen der Vergangenheit und ich sehe immer wieder, dass die Tracht keine Uniform darstellte. Parallel zu den Türl-Leibchen sind einfach geschnürte Leibchen überliefert. Das betrifft auch die Rock- und Schürzenstoffe, die immer unterschiedlich waren, wie man auf alten Bildern sehen kann. Leibchen und Kittel sind eine ursprüngliche Form der Frauentracht.
Auch muss man bedenken, dass die Leibchen zeitversetzt und sehr individuell angefertigt wurden. Dies bitte ich immer wieder bei der Bestimmung zu bedenken, was „echt“ und was „falsch“ an der Tracht ist. Es war früher nicht notwendig, sich als Gruppe einzukleiden, das kam viel später, als man sich als Gruppe definieren musste wie Volkstänzer, Sänger, Musikkapellen, und ähnliche.
Das Schöne an einem individuellen Stück ist die Fertigung per Hand. Nun gibt es Überlegungen, die Tracht auch im Alltag tragbarer zu machen und aus Baumwolle oder Leinen zu fertigen. Frau Susanne Osztovics, selbst Schneiderin, hat in Zusammenarbeit
mit langjährigen Trachtenschneiderinnen versucht, die Eckpunkte für eine Alltagstracht festzulegen. Als Vorlage dienen die vorhandenen Fotos und die von vielen Bürgerinnen getragenen Dirndln.
In Niederösterreich wurde schon immer der Blaudruck auf Baumwolle oder Leinen für die Alltagstracht verwendet, da er pflegeleicht und waschbar ist. Dieses Handwerk wird nur mehr von ganz wenigen Betrieben ausgeübt und daher wurde dieses Druckverfahren durch die UNESCO Kommission sogar als immaterielles Kulturerbe anerkannt.
Im Mühlviertel in Oberösterreich ist Familie Wagner die letzte Leinenblaudruckerei, die mit bis zu 250 Jahre alten Holzmodeln arbeitet, im Burgenland gibt es noch die Färberei der Familie Koó, die auch auf Baumwolle mit Walzendrucktechnik arbeitet.
Durch das Verwenden verschiedener Materialien, unterschiedlicher Rocklängen, verschiedener Leibchen wie geknöpft, geschnürt, gehaftelt, mit oder ohne Türl, ein- oder zweiteilig, individueller Verzierungen und Schürzenmuster, kann jedes Dirndl so persönlich gestaltet werden, wie auch die einzelnen Trägerinnen unterschiedlich sind, und trotzdem werden die überlieferten Merkmale einbezogen.
Natürlich soll auch auf die von unseren Männern getragene Tracht nicht vergessen werden. Daher besteht auch hier die Möglichkeit, die typischen Leinenpfoads und Gilets mit neuen Stoffen und passend zu den Dirndln anzufertigen.
Es wäre schön, wenn so gemeinsam viele Dirndln nach den alten, übermittelten Vorlagen der Lindabrunner Festtracht, aber auch der neuen Alltagstracht entstehen könnten.
Um alle, die gerne eine so besondere Tracht haben möchten zu unterstützen, werden wir folgendes organisieren:
- Gemeinsame Fahrt in die Blaudruckerei um sich die Muster auszusuchen, damit die Stoffe nach Wunsch bedruckt werden.
- Nähkurs in kleinen Gruppen für alle, die sich ihr Dirndl, Bluse, Pfoad oder Gilet selber anfertigen wollen. Durch das regelmäßige Zusammentreffen der Teilnehmer können hier sicher viele Erfahrungen eingebracht, alte Traditionen erhalten und doch gleichzeitig Neuerungen umgesetzt werden.
- Kontakt zu einer Schneiderin für diejenigen, die gerne eine handgefertigte Tracht hätten, diese aber nicht selbst nähen wollen.
Nähere Informationen, Stoffmuster und erste Entwürfe gibt es beim Frühlingserwachen am Sonntag, den 28. April 2019 oder bei Susanne Osztovics. Wir freuen uns schon auf Ihr Interesse, Ihre Susanne Osztovics und GGRin Elisabeth Zottl-Paulischin